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Veröffentlicht
am 30.04.2024
PRPRGärten von Schloss Trauttmansdorff

Die Überlebenskünstler

Veröffentlicht
am 30.04.2024
Sie können Wasser speichern und haben kuriose Strategien entwickelt, um lange Trockenzeiten zu überstehen. Die neue Sonderausstellung in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff widmet sich der vielfältigen Pflanzenwelt der Sukkulenten, die auch als Schmugglerware für Aufsehen sorgen.
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Die Frage kommt wie aus der Pistole geschossen: „Haben Rosen Dornen oder Stacheln?“, fragt Karin Kompatscher, Kuratorin in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff, Besucher:innen besonders gern. „Eigentlich müsste das Märchen Stachelröschen heißen, denn Rosen haben Stacheln und keine Dornen“, erklärt die Eppanerin und legt gleich nach: „Aber nicht alle Pflanzen, die Dornen haben, sind Kakteen, auch viele andere Sukkulenten tragen Dornen.“

Es ist ein warmer Mittwochnachmittag Ende März. Karin Kompatscher steht am Eingang der neuen Sonderausstellung der Gärten von Schloss Trauttmansdorff, die sie kuratiert und mit ihrem Team erarbeitet hat. Die Ausstellung trägt den Titel: „Succu … was?“ und behandelt das vielfältige Universum der Sukkulenten. Sukkulenten, das sind wasserspeichernde Pflanzen wie etwa Kakteen, Hauswurz oder Agave, die an sehr trockenen Standorten wie etwa Halbwüsten gedeihen und faszinierende Strategien entwickelt haben, um lange Trockenzeiten zu überstehen. Einige haben Dornen, Warzen oder Rippen zum Schutz vor Verdunstung gebildet. Andere verstecken sich, ahmen den Boden nach oder dringen in ihn ein. „So wie die lebenden Steine“, erklärt Kompatscher und zeigt auf ein Bild. „Diese Sukkulenten schauen aus wie Kieselsteine und drücken von Zeit zu Zeit eine Blüte heraus.“

Karin Kompatscher in der von ihr konzipierten Sonderausstellung „Succu … was?“, die bis zum 15. November 2024 in der Remise der Gärten von Schloss Trauttmansdorff zu sehen sein wird.

Es ist ein Thema, das die Botanikerin seit ihrem Studium beschäftigt. „Die Vielfalt und Ästhetik dieser Pflanzen haben mich immer schon fasziniert“, sagt sie und zeigt auf eine Weltkarte, auf der die Herkunftsorte der Pflanzen dargestellt sind. 16.000 Sukkulentenarten gibt es weltweit, viele davon stammen aus Nord-, Mittel- und Südamerika. Bei Weitem sind es nicht alles Kakteen, im Gegenteil. Nur rund 1.900 Arten sind Kakteengewächse, die meisten sind Orchideen- oder Mittagsblumengewächse.

An den ersten Stationen der Ausstellung wird sofort klar: Die Eppanerin hat akribisch an der Realisierung der Ausstellung gearbeitet. Auf einem Panel, das auf einer nachhaltigen Holzkonstruktion befestigt ist, sind briefmarkenartig Fotos von der Vielfalt der Pflanzen dargestellt. Die Bilder mussten nicht nur recherchiert, sondern auch auf ihre Richtigkeit hin überprüft werden. Dabei habe sie die Hilfe von Sammler:innen und Pflanzenliebhaber:innen aus der ganzen Welt erhalten, außerdem recherchierte sie in der weltweit größten Sukkulenten-Sammlung in Zürich.

Nutzen für die Menschen
In der Ausstellung der Gärten von Schloss Trauttmansdorff sind auch lebende Exponate zu sehen. Auf erklärenden Tafeln wird auch der Nutzen dieser Pflanzen für die Menschen thematisiert und der Wert innerhalb verschiedener Kulturen erzählt. So nutzten bereits Mayas und Azteken die Vanillepflanze als Gewürz, im alten Griechenland war bereits die heilende Wirkung von Rosenwurz bekannt, deren getrocknete Wurzeln nach Rosenblüten duften. Das entzündungshemmende und kühlende Gel der Aloe vera wiederum wird noch heute vielen Kosmetikprodukten zugesetzt. „Sukkulenten liefern auch Früchte wie Ananas und Papaya, werden zu Genussmitteln wie Tequila weiterverarbeitet und dienen heute noch als Ritualpflanzen der Schamanen“, weiß Karin Kompatscher, die auf ein besonderes Kaktusgewächs zeigt: der Peyote, der eine psychotrope Substanz enthält. Aufgrund der psychoaktiven Wirkung ist es verboten, ihn in Italien zu kultivieren, „für die Ausstellung haben wir daher eine Replik anfertigen lassen“, erklärt die Kuratorin.

Apropos Verbote: Sukkulenten sind heiß begehrt, der Schmuggel der Pflanzen ist weltweit zu einem Millionengeschäft geworden, denn die zum Teil seltenen Exemplare sind vielerorts streng geschützt. Kompatscher berichtet von einem Fall in Apulien, in dem die Polizei Tausende von Kakteen beschlagnahmt hat, die illegal aus Chile importiert wurden. „Jeder einzelne Kaktus wurde verpackt und wieder nach Südamerika zurückgeschickt“, berichtet die Kuratorin.

Interaktive Stationen
Solche und weitere interessante Details und Geschichten rund um die vielfältige Welt der Sukkulenten bekommen in Meran auch Schulklassen zu hören, die sich auch an den interaktiven Stationen erfreuen können. Außerdem können sie den Saft der Drachenfrucht verkosten. Die Kakteenart speit zwar kein Feuer, aber die Schuppen der Pflanze erinnern an Drachenflügel. In Mexiko wird die Frucht der Pflanze seit jeher als Obst und Heilmittel genutzt, ihre Inhaltsstoffe sollen dazu beitragen, den Cholesterin- und Blutzuckerspiegel zu senken. „Nebenbei zählen die Blüten die Drachenfrucht zu den größten und prächtigsten aller Kakteengewächse überhaupt“, weiß Kompatscher.

Ob sie denn selbst eine Lieblingspflanze unter den Sukkulenten habe? Karin Kompatscher zögert, lächelt und zeigt auf ein Exemplar, das inmitten anderer Kakteenarten ausgestellt ist. „Das ist eine Melocactusart, sie hat eine rote Haube, eine Art roten Kopf auf dem Pflanzenkörper“, sagt Kompatscher und ergänzt: „Viele dieser Pflanzen sind einfach sehr schön.“ Die Besucher:innen der Ausstellung dürfen sich also nicht nur auf besondere Geschichten, sondern auch auf viele Blickfänger unter den Sukkulenten freuen. 

Die Sonderausstellung „Succu … was?“ ist bis zum 15. November 2024 in der Remise der Gärten von Schloss Trauttmansdorff zu sehen. (www.trauttmansdorff.it)

In der Ausstellung wird auch der Nutzen der Pflanzen thematisiert.

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